André Pilz | Man Down

Oh ja, Florian, ich liebe den Kick, den Rausch. Er hält mich am Leben und macht mich kaputt. Mit jedem Rausch verliere ich ein Stück meiner Seele und meiner Kraft und meines Willens. Verliere ich einen Teil meiner Lebensfreude. Das ist eine Kapitulation auf Raten. Der Rausch ist verlogen und hinterlistig. Er gaukelt mir vor, lebendig zu sein, voller Leidenschaft und Feuer, und ich glaube ihm, und wenn ich dann wieder runterkomme, wird mir klar, dass ich nur zu einem billigen Porno gewichst habe und dass die heiße Braut nur auf dem Bildschirm existiert.
Ich glaube nicht, dass ich Schmerz jemals ohne Drogen ertragen werde können.
Ich wünschte, ich wäre stärker, aber ich weiß, ich bin es nicht.
Ich ergebe mich lieber den Drogen als dieser Welt (Auszug Seite 100)

Kai Samweber ist gelernter Dachdecker, doch in seinem Beruf wird der Mittzwanziger nach einem Sturz vom Dach wohl nie mehr arbeiten. Seine körperlichen Beschwerden ertränkt er in Alkohol und Drogen. Hinzu kommen auch Geldsorgen. In Erwartung des ihm zugesagten, noch ausstehenden Lohns leiht sich Kai einige tausend Euro bei den zwielichtigen Brüdern seines besten Kumpels Shane. Doch sein alter Chef zahlt nicht, meldet Insolvenz an und Kai hat nun ein echtes Problem. Er muss als Drogenkurier seine Schulden abarbeiten.

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Kerstin Ehmer | Der weiße Affe

„So sehr hast du versucht ein echter Deutscher zu sein, Shylock“, flüstert sie. „Ich könnt’s nicht glauben, würd ich’s nicht sehn. Dein Traum vom Deutschsein, das ist das hier, das alles. Deutscher, nicht Jude, nicht staatenlos herumgejagt durch die Jahrhunderte, sondern Ordnung, Anstand, Frieden, Ruhe, Heimat, Herkunft, Scholle, das haste dich was kosten lassen.“ Sie sinkt auf einen Sessel. „Ich wusste, dass er den Mut hatte für solche Träume. Und ich wusste nicht, dass wir ihm so gar nicht ausreichten, dass er sich wegstehlen musste in sein Privattheater.“ Sie weint jetzt haltlos, als könne sie nie wieder aufhören. „Es ist, als hätte ich ihn gar nicht gekannt. Plötzlich ist mein Vater ein Fremder und wird es immer bleiben, denn er ist ja tot und kann nichts mehr erklären.“ (Auszug Seite 76)

Berlin in den Goldenen Zwanzigern: Kommissar Ariel Spiro aus dem beschaulichen Wittenberge tritt seinen neuen Job bei der Kripo an. Auf seinen ersten Fall muss er nicht lange warten. In einem Mietshaus wird die Leiche des jüdischen Bankiers Fromm gefunden. Offenbar führte Fromm ein Doppelleben mit einer Geliebten in einer Wohnung im Haus.

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Andreas Pflüger | Niemals

Tausend Lügen gäbe es, sie kennt sie alle: dass Layla ihr bloß sagen muss, wo Varga ist. Dass die Abteilung ihn jagt und zur Strecke bringt. Dass Varga der Prozess gemacht wird. Dass sie die Therapie beginnt und wieder ein neues Leben erfindet. Und noch eine Lüge und noch eine und noch eine.
Der Bushidō sagt: Rache ist das höchste Gericht.
Sie will die Hand auf Vargas Brust legen und fühlen, dass sein Herz nicht mehr schlägt. (Auszug Seite 252)

Die blinde Polizistin Jenny Aaron erhält das Angebot zu ihrer Spezialeinheit zurückzukehren, in der sie schon vor der Erblindung gearbeitet hat. Sie ist sich nicht sicher, ob sie das tun soll, denn sie hat erste Anzeichen für eine mögliche Genesung; sie kann hin und wieder Lichtveränderungen wahrnehmen. Doch dann erhält sie über einen Anwalt die Nachricht, dass ihr Erzfeind Ludger Holm ihr ein ungeheures Vermögen von zwei Milliarden Dollar bei einer Bank in Marrakesch hinterlassen hat. Doch natürlich hat die Sache einen Haken.

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Mini-Themenspezial | Ruhrpottkrimis

Willkommen im Ruhrgebiet – „hier, wo das Herz noch zählt, nicht das große Geld.“ (Herbert Grönemeyer, Bochum)

Schon in meiner langen Krimi-Mainstream-Phase konnte ich mich für deutsche Regionalkrimis nicht so recht begeistern. Das hat sich, seitdem ich tiefer ins Genre eingetaucht bin, eher noch verstärkt. Zu oft ist das sprachliche Niveau überschaubar, die Figuren klischeehaft, der Humor bräsig, die Handlung vorhersehbar und touristische oder gar kulinarische Aspekte dominieren. Aber man tut einigen Autoren und Werken des Genres sicherlich bei dieser Pauschalierung auch Unrecht. Deshalb habe ich mir gedacht, ich probiere es doch nochmal. Und als Region ausgewählt habe ich mir das Ruhrgebiet – hier kann man sich wenigstens sicher sein, dass Tourismus und Gastronomie eher keine Hauptrolle spielen…

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Oliver Bottini | Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens

Aber sie hörte einfach nicht auf, sich zu wehren, selbst jetzt nicht, als er schwer auf ihr lag. Sie biss und kratzte und versuchte, zu schreien und zu treten, und da musste er sie wieder schlagen, bis sie endlich stillhielt.
Als er fertig war, fuhr ihm der Schreck über das, was er getan hatte, in die Knochen, und mit dem Schreck kam die Wut.
„Adrian…!“, schrie sie unter seiner Hand und fing wieder an, sich zu wehren, und seine Wut wuchs immer mehr.
Da griff er zum Messer und befreite sich von der Angst und der Wut. (Auszug Seiten 30-31)

Im rumänischen Banat, nahe der Stadt Temeswar, wird die junge Deutsche Lisa Marthen ermordet aufgefunden. Ihr Vater ist einer der zahlreichen ausländischen Großgrundbesitzer. Zeitgleich mit ihrer Ermordung ist der junge Feldarbeiter Adrian spurlos verschwunden. Zu Hause hatte er sich noch schnell umgezogen und versucht, seine blutige Kleidung zu verbrennen. Wie sich schnell herausstellt, Blut von Lisa. Der Fall scheint eindeutig und dennoch ist Kommissar Ioan Cozma vorsichtig. Vor allem irritiert ihn, dass ein solch brisanter Fall ihm übertragen wurde.

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Jahresrückblick 2017 Gunnar und Nora

Dieses Jahr fassen wir unsere Jahresrückblicke etwas zusammen, damit wir nicht so viele Einzelbeiträge haben. In diesem Falle passt es außerdem sehr gut. Während Gunnars Schwerpunkt auf den Krimineuerscheinungen lag, war Nora dieses Jahr besonders eifrig bei den visuellen Serien-Highlights. Die Beiträge von Andrea und Andy gibt es am 6. Januar. Zunächst aber ein Blick auf Gunnars Lesejahr.

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